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Ehrliches Vertrauen in der Beziehung mit deinem Pferd

Die meisten von uns wünschen sich, dass ihr Pferd ihnen ehrlich vertraut. Wir wollen ja nur das Beste für unser Pferd und das kann es uns schon glauben und uns deshalb vertrauen, nicht wahr? Aber Vertrauen lässt sich nicht erzwingen, man muss es sich verdienen. Wie du dazu beitragen kannst, das Vertrauen von deinem Pferd in dich aufzubauen, erfährst du in diesem Blogbeitrag.

Zirzensische Lektion Hinlegen, Text: Ehrliches Vertrauen lässt sich nicht erzwingen - man muss es sich verdienen.

Was ist ehrliches Vertrauen?

Ehrliches Vertrauen bedeutet für mich, dass es vom Pferd aus selbst kommt. Das Pferd entscheidet sich von sich aus, wann und wie weit es mir vertrauen kann und möchte. Es geht also nicht darum, dass ich mein Pferd dazu zwinge, sich z.B. hinzulegen oder gruselige Gegenstände zu ertragen und dass ich dann davon ausgehe, dass es mir vertraut. Schließlich hat es sich ja hingelegt oder erduldet die gruseligen Sachen.

Vertrauen auf jemanden beinhaltet, dass man davon überzeugt ist, dass einem der andere gut tut oder zumindest nicht schadet. Das führt daher zu einer Kooperation. Der Vertrauende (das Pferd) begibt sich damit aber auch in ein Risiko: er macht sein Wohlergehen und seine Sicherheit vom Kooperationspartner (Mensch) abhängig (Quelle: Wikipedia).

Und das ist der springende Punkt: Ich muss mein Pferd davon überzeugen, dass ich es gut mit ihm meine. Und zwar nicht aus Menschensicht, weil ich es in einem teuren Stall eingestellt habe, regelmäßig Zusatzfutter und die neueste Ausrüstung kaufe, bei dem angesehenen Trainer xy Stunden nehme, weil die Pferde dann so spektakulär laufen,... Sondern ich muss es aus Sicht des Pferdes gut mit ihm meinen. Und Pferde haben nun einmal andere Bedürfnisse und Ansichten von "gut meinen" als wir.

Die Bedürfnisse des Pferdes

Zuerst geht es darum, die grundsätzlichen Bedürfnisse zu erfüllen. Also eine artgerechte Haltung, genügend Futter und Wasser, Pferdekumpels und die Gesundheit. Im Training kommen noch weitere Bedürfnisse hinzu:

So trägst du dazu bei, dass dein Pferd Vertrauen zu dir aufbauen kann

Hier sind ein paar Beispiele, wie du im Training auf die Punkte von oben eingehen kannst.

Freiwilligkeit

Die Freiwilligkeit am Beispiel Hinlegen: Ich frage mein Pferd, ob es sich gerade hinlegen möchte. Vielleicht sagt es ja und legt sich hin. Dann freue ich mich darüber und belohne es. Vielleicht legt es sich aber auch nicht hin, sei es weil es sich nicht sicher fühlt, oder weil der Boden nicht geeignet ist. Dann respektiere ich das und frage die Übung an einem anderen Ort oder zu einem anderen Zeitpunkt wieder ab. Für mich gibt es überhaupt keinen Grund, diese Lektion zu erzwingen. Und schließlich möchten wir selbst uns auch nicht immer und überall hinlegen, nicht wahr?

Mitspracherecht

Das Mitspracherecht am Beispiel der gruseligen Gegenstände: Wenn du bemerkst, dass dein Pferd vor etwas Angst hat, dann erkenne zuerst an, dass dein Pferd dir nichts vormacht oder nur so tut, als ob es Angst hätte. Das ist nicht möglich, da Angst eine Emotion ist. Emotionen kann man nicht bewusst steuern, sie geschehen im Unbewussten. Respektiere deshalb, dass die Angst da ist und dass dein Pferd gerade in Not ist. Und dann versuche konstruktiv damit umzugehen, indem du den angstauslösenden Reiz erst einmal verringerst (z.B. durch eine größere Entfernung) und deinem Pferd in kleinen Schritten zeigst, dass vor diesem Reiz keine Angst haben muss.

Training mit positiver Verstärkung

Im Clickertraining kommt man - wenn es gut gemacht wird - ohne Strafe und ohne Frust aus. Aus Sicht der Pferde eine sehr lohnende Sache, da sie vom Menschen nur Gutes erwarten. Das fördert das ehrliche Vertrauen enorm, da es ihnen im Training gut geht.

Rücksicht auf gesundheitliche Einschränkungen

Nimm Rücksicht auf die Gesundheitlichen Einschränkungen deines Pferdes. Manchmal sind diese allerdings nicht sofort erkennbar. Bei Mira gibt es (sehr selten) Tage, an denen sie beim Satteln die Ohren anlegt. Für mich ist das ein Hinweis, sie an dem Tag nicht zu reiten. Vielleicht ist es gerade nasskalt und die Muskeln sind verspannt oder mein Pferd hat einen Tritt oder einen Biss in der Sattellage abbekommen. Beides ist schon vorgekommen. Wenn ich hier darüber hinweggehen würde, würde ich mein Pferd unter Schmerzen reiten. Das fördert das Vertrauen in den Reiter bestimmt nicht.

Der Schlüssel zum ehrlichen Vertrauen ist die emotionale Intelligenz

Alle Beispiele haben eines gemeinsam. Der Schlüssel zum ehrlichen Vertrauen ist die sogenannte emotionale Intelligenz. Das ist die Fähigkeit, die Gefühle von sich selbst, aber auch von anderen wahrzunehmen und darauf einzugehen. Und damit kommen wir zu dem Kern der Frage, wie du das ehrliche Vertrauen von deinem Pferd gewinnst:

Frage dich bei allem, was du tust, wie es bei deinem Pferd ankommt.
Wenn du - aus Sicht deines Pferdes - im Sinne deines Pferdes handelst, ist alles in Ordnung.
Wenn du - aus Sicht deines Pferdes - nicht im Sinne deines Pferdes handelst, überdenke deine eigene Handlung!

20. Januar 2023 von Conny

 

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