Gelassenheitstraining zu Silvester mit Hühnern 🐔 🎆
Silvesterchallenge 2022
Wer uns auf Instagram oder Facebook folgt, hat vielleicht schon das ein oder andere Video gesehen. Meine Hühner und ich haben dieses Jahr an der Silvesterchallenge von Nina Steigerwald teilgenommen. Worum es bei der Silvesterchallenge geht, was uns das gebracht hat und warum Hühner unglaublich spannende und lehrreiche Trainingspartner sind, erfährst du in diesem Blogbeitrag
Worum geht es bei der Silvesterchallenge?
Silvester ist für viele Tiere Stress pur. Sie sind die Geräusche, die optischen Reize und die Gerüche nicht gewöhnt und bekommen deshalb Angst bzw. geraten teilweise sogar in Panik. Aber das muss nicht sein. Beim Gelassenheitstraining trainiert man die Entspannung bei ungewohnten und unangenehmen Reizen. Für die Challenge haben wir 30 unterschiedliche Reize (z.B. optisch, akustisch oder olfaktorisch und dann eine Kombination aus den Reizen) trainiert.
Während des Gelassenheitstrainings bleibt man idealerweise immer in dem Bereich, in dem das Tier noch sagt: "Ja, das schaut etwas komisch aus /ist ein unangenehmes Geräusch /riecht komisch, aber es ist nicht schlimm." Selbst wenn man sein Tier gut kennt, erlebt man hier jedoch die ein oder andere Überraschung. Und ein Reiz, von dem man dachte, dass er für das Tier kein Problem darstellt, ist dann doch ein Problem. Ein schöner Nebeneffekt dieser Aufgabe: man lernt sein Tier viel besser kennen und kann die schwierigen Reize so gezielt trainieren.
Begleitet wurde die Challenge von einem ausführlichen Webinar und regelmäßigen Online Treffen in der Gruppe. Dort konnten wir unsere Erfahrungen austauschen und haben vielen neuen Input bekommen, wenn es im Training nicht weiter ging.
Hühner als Trainingspartner
Ich habe das Glück, dass ich ein sehr cooles und bei vielen Dingen sehr entspanntes Pferd habe. Wir haben schon viel Gelassenheitstraining gemacht und Silvester ist für Mira kein großer Stressfaktor. Das Gegenteil davon sind meine jungen Hühner. Sie sind neuen Gegenständen, lauten Geräuschen, schnelleren Bewegungen oder fremden Menschen gegenüber sehr skeptisch. Ein Mensch mit Eimer in der Hand hat sie anfangs völlig aus der Fassung gebracht. Die Entscheidung, das Nerventraining mit den Hühnern zu machen, ist also schnell gefallen.
Im Hühnertraining gelten die gleichen Lerngesetze wie für Pferde. Im Training haben sich dann die folgenden Besonderheiten und Unterschiede im Vergleich zu den Pferden herausgestellt:
- Hühner sind viel schneller. So schnell kann man gar nicht schauen, wie die Hühner bei unangenehmen Reizen weg sind. Und es ist dann nicht nur ein Huhn weg, sondern alle. Es gibt allerdings - wie bei Pferden auch - sehr kleine Anzeichen, dass ein Huhn einen Reiz unangenehm findet. Beispielsweise den Kopf wegdrehen, den Reiz mit einem Auge fixieren oder die Position auf der Stange wechseln (und sich hinter einem anderen Huhn "verstecken"). Diese schnellen Reaktionen machen das Training unheimlich anspruchsvoll und spannend und lehrreich
- Hühner sind immer in Bewegung. Stehen bleiben ist für sie viel schwieriger als für Pferde. Wir haben deshalb mit einer Stange, auf der die Hühner im Training sitzen, trainiert.
- Meine Hühner lassen sich nicht gerne trennen. Deshalb trainiere ich immer die Hühner, die gerade mitmachen wollen (d.h. gerade auf der Stange sitzen). Die Hühner bleiben dann oft für ein paar Durchgänge da, dann geht wieder eins und dafür kommt ein anderes. Es ist ein ständiges Kommen und Gehen auf der Stange. Das fordert die eigene Flexibilität sehr stark heraus, da alle Hühner einen unterschiedlichen Trainingsstand haben. Das Gelassenheitstraining richtet sich immer nach dem Huhn mit der geringsten Reizschwelle.
- Die Reizschwelle der Hühner ist sehr gering. In einer der ersten Trainingseinheiten hatte ich ein sehr kleines zusammengeknülltes Stück Packpapier in der Hand, das locker in der Faust Platz hatte. Eigentlich wollte ich damit ein Raschel-Geräusch trainieren. Den Hühnern war aber das Papier in der Hand (ohne Rascheln) schon zu viel! Wir haben unser Training deshalb mit sehr kleinen Gegenständen begonnen.
Tagebuch aus unserem Gelassenheitstraining
Woche 1
Zuerst haben wir das Sitzen auf der Stange trainiert. Wer mitmachen möchte, kommt auf die Stange. Es wird kein Huhn dazu gezwungen, mitzumachen.
Woche 2
Danach haben wir mit mit dem eigentlich Gelassenheitstraining und den ersten sehr kleinen Reizen begonnen. Anfangs reichte das Heben eines Beins von mir, dass alle Hühner weg waren. Wir haben also mit Handbewegungen, Armbewegungen und Kopfwackeln begonnen. Bis wir uns dann zum bewegten Bein gesteigert haben. Das Ergebnis unserer Trainingseinheiten der zweiten Woche seht ihr in diesem Video.
Woche 3
In der dritten Woche konnten wir die Reize etwas steigern und auch schon mit "größeren" Gegenständen (einem Stück Pappe) trainieren.
Woche 4
Auch in Woche 4 ging das Gelassenheitstraining weiter. Den Blumentopf und die Brause von der Gießkanne (die ist übrigens äußerst gefährlich!) haben wir schon einmal vor dem Video geübt. Alle anderen Reize sind den Hühnern diesmal komplett neu gewesen, sogar der Handfeger. Bisher musste ich für die einzelnen Gegenstände oft mehrmals trainieren, bis sie nicht mehr schlimm waren.
Woche 5
Während der 5. Trainingwoche war es bei uns richtig kalt und es hatte ordentlich Schnee. Den Hühnern war deshalb ziemlich langweilig und sie waren im Gelassenheitstraining super motiviert dabei. Wir haben die ersten Lichtreize (z.B. eine blinkende Lampe) trainiert. Man sieht sehr schön, dass die Hühner neuen Reizen gegenüber immer entspannter werden.
Woche 6
In Woche 6 hatte ich dann teilweise alle sechs Hühner gleichzeitig mit dabei. Vorher waren es immer höchstens vier. Die Hühner, die bisher scheinbar uninteressiert am Training waren, haben doch automatisch einiges mitgelernt. Sie sind auch bei - im Vergleich zu den ersten Wochen Wochen - viel stärkeren Reizen ziemlich entspannt.
Woche 7
Wir sind zwar bis Silvester noch nicht beim Feuerwerk angekommen, aber man merkt dass sich die Hühner im Alltag viel leichter tun. Sie sind neuen Gegenständen und Geräuschen gegenüber viel entspannter. Das Video mit dem Gelassenheitstraining aus Woche 7 ist kurz vor Silvester entstanden.
So war Silvester
Silvester war sehr entspannt 😊 Wir haben die Hühner mit einer Kamera im Stall beobachtet. Sie sind durch die Böllerei in der Nachbarschaft zwar aufgewacht, blieben aber ruhig und haben kurz darauf auch weiter geschlafen.
Natürlich weiß ich nicht, wie es gewesen wäre, wenn wir die letzten paar Wochen nicht trainiert hätten. Vielleicht wären sie auch so ruhig gewesen, weil Hühner im Dunkeln nicht gut sehen und deshalb von Haus aus relativ ruhig sind. Aber allein dafür, dass sie jetzt im Alltag viel entspannter als vorher sind, hat sich das Training gelohnt. Und sie haben Spaß am Training, wir werden deshalb weiter machen. Als nächstes sollen sie lernen, dass sie sich anlangen und hochnehmen lassen. Davon halten sie bis jetzt noch nicht sehr viel 😉.
6. Januar 2023 von Conny
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