Wie lernen Pferde mit Motivation im Training?
Als Pferdebesitzer wünschen wir uns vor allem eines: eine harmonische und vertrauensvolle Beziehung zu unserem Vierbeiner und ein Pferd, das mit Freude und Motivation im Training mit dabei ist. Doch oft stehen wir vor Herausforderungen im Alltag, sei es beim Training, im Umgang oder in speziellen Situationen. Hier macht das Verständnis der Lerntheorie – also der Grundlagen, wie Pferde lernen – einen entscheidenden Unterschied.

Warum sollte sich jeder Pferdebesitzer mit Lerntheorie beschäftigen?
Die Auseinandersetzung mit der Lerntheorie ist nicht nur etwas für Profis, sondern für uns alle. Sie bildet die Grundlage für einen respektvollen, sicheren und freudvollen Umgang mit unserem Pferd. Egal, ob man ambitionierte Ziele verfolgt oder einfach die gemeinsame Zeit genießen möchte – dieses Wissen bereichert die Beziehung zum Pferd nachhaltig.
✔️ Verständigung auf Augenhöhe
Pferde lernen ständig, ob wir es bewusst steuern oder nicht. Indem wir die Prinzipien der Lerntheorie kennen, können wir gezielt beeinflussen, was unser Pferd lernt. So vermeiden wir ungewollte Verhaltensweisen und fördern erwünschte Reaktionen.
✔️ Stress und Frust reduzieren
Missverständnisse zwischen Mensch und Pferd führen häufig zu Frustration auf beiden Seiten. Ein fundiertes Wissen über positive Verstärkung, Signalkontrolle und viele weitere Themen aus dem Bereich der Lerntheorie ermöglicht es uns, klarer zu kommunizieren und Stresssituationen vorzubeugen.
✔️ Sicherheit erhöhen
Ein gut trainiertes Pferd, das versteht, was von ihm erwartet wird, verhält sich im Alltag ruhiger und berechenbarer. Dies minimiert Risiken, sei es beim Verladen, beim Tierarztbesuch oder im Gelände.
✔️ Vertrauen stärken
Durch den Einsatz positiver Verstärkung bauen wir eine Beziehung auf, in der das Pferd gerne mitarbeitet. Es lernt, uns zu vertrauen, weil es positive Erfahrungen mit uns verbindet.
✔️ Fairness im Training
Traditionelle Methoden basieren oft auf Druck und Zwang, manchmal ohne dass es uns bewusst ist. Das Wissen um die Lerntheorie hilft uns, ethisch und fair zu trainieren, indem wir das Pferd als Partner respektieren.
✔️ Mehr Freude und Erfolg
Mit dem richtigen Wissen können wir kreativer und effektiver trainieren. Ob beim Erlernen neuer Lektionen oder im alltäglichen Umgang – das Training wird für beide Seiten bereichernder.
Die Basis: Die vier Quadranten der Lerntheorie
Die Lerntheorie beschreibt, wie Verhalten durch Konsequenzen beeinflusst wird. Dabei spielen die vier Quadranten der operanten Konditionierung eine zentrale Rolle. Sie bestimmen, ob ein Verhalten häufiger oder seltener auftritt.
Wichtig dabei ist, die Emotionen, die hinter den Quadranten liegen, zu beachten. Je nachdem in welchem Quadranten man sich bewegt, erzeugt man eine andere Emotion beim Pferd. Die Wahl des Quadranten ist damit der Schlüssel, ob mein Pferd mit Freude und Spaß im Training dabei ist, oder eben nicht.

Positive Verstärkung
Ein angenehmer Reiz wird hinzugefügt, um ein Verhalten zu verstärken.
Beispiel: Das Pferd bekommt ein Leckerli, wenn es auf ein Signal hin korrekt stehen bleibt.
Emotion: Das Pferd freut sich über das Leckerli und die dahinterliegende Emotion ist damit die Freude.
Negative Verstärkung
Ein unangenehmer Reiz wird entfernt, um ein Verhalten zu verstärken.
Beispiel: Der Druck vom Reiterschenkel wird gelöst, sobald das Pferd die gewünschte Bewegung macht.
Emotion: Das Pferd ist erleichtert, dass der unangenehme Reiz (Druck am Bauch durch den Schenkel) aufhört.
Positive Strafe
Ein unangenehmer Reiz wird hinzugefügt, um ein Verhalten zu verringern.
Beispiel: Ein Pferd erhält eine ruckartige Zügeleinwirkung, wenn es nicht anhält.
Emotion: Das Pferd hat Angst vor dem nächsten unangenehmen Ruck am Zügel und den Schmerzen, die der Ruck auslöst.
Negative Strafe
Ein angenehmer Reiz wird entfernt, um ein Verhalten zu verringern.
Beispiel: Der Besitzer nimmt den Futterkübel weg, wenn das Pferd beim Füttern ungeduldig drängelt.
Emotion: Das Pferd hat sich über den Futterkübel gefreut. Wenn dieser weggenommen wird, tritt Frust auf.
Die bewusste Anwendung dieser Prinzipien hilft dabei, ein verständliches und faires Training zu gestalten. Besonders die positive Verstärkung sorgt für motivierte Pferde und eine vertrauensvolle Zusammenarbeit.
Aber...
Das Wissen um die vier Quadranten der Lerntheorie ist gerade einmal die Spitze des Eisberges. Es gibt im Umgang mit dem Pferd noch unglaublich viele weitere Faktoren zu beachten, wie z.B. das Timing, die Signalkontrolle, die Belohnungsrate und so vieles mehr.

Leider stehen wir uns oft selbst im Wege, weil wir bestimmte Gesetzmäßigkeiten, die für unsere Pferde total eindeutig und klar sind, nicht kennen und deshalb nicht beachten. Das Wissen um diese Gesetzmäßigkeiten ist keine Zauberei und wir alle können es lernen.
Wo? Zum Beispiel in der Ausbildungsreihe zum Trainingsspezialist Pferd.Trainingsspezialist Pferd
Lerntheorie speziell abgestimmt auf das Pferdetraining
Der Trainingsspezialist Pferd ist eine Weiterbildung, in der wissenschaftlich fundierte Lerntheorie speziell auf das Pferdetraining übertragen wird. Die Zusammenhänge sind komplex und wir werden sie uns gemeinsam in verständlichen und kleinen Lernschritte ansehen. Dadurch verbesserst du deine eigenen handwerklichen Trainierfähigkeiten und du wirst sehen, dass du damit enorme Effekte auf dein Training im Alltag erzielst!
Der Trainingsspezialist Pferd richtet sich an alle, die tief in die Grundlagen des Pferdetrainings einsteigen möchten - unabhängig davon ob du nur mit einem eigenen Pferd trainieren möchtest oder professionell mit Pferden arbeitest.
Februar 2025 von Conny